Den Hauptpreis verlieh die Jury an Karin Ferrari (1982 Meran, lebt in Rum und Wien). Die beiden Förderpreise wurden Anja Manfredi (1978 Lienz, lebt in Wien) und Annelies Senfter (1980 Lienz, lebt in Salzburg) zugesprochen.
Die mit dem Hauptpreis verbundene Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum fand unter dem Titel „Karin Ferrari. Trash Mysticism“ vom 14.06 bis 25.08.2029 statt.
RLB Kunstpreis 2018
Karin Ferrari
Überzeugt hat die Jury vor allem die Eigenständigkeit, mit der sich Karin Ferrari in ihren Videoarbeiten den allgegenwärtigen Veränderungen im Umgang und der Wahrnehmung von Informationen bzw. Desinformationen im Netz nähert. Verschwörungstheorien, Fake News, moderne Mythen, sogenannte ›urban legends‹, pseudowissenschaftliche Theorien und esoterische Utopien erleben dank Internet eine Hochkonjunktur und bestimmen aktuelle Debatten. Geistreich wie ironisch greift Karin Ferrari diese Aufbereitung von Inhalten auf. Als digitale Flaneurin streift sie durch soziale Medien, YouTube und einschlägige Blogs oder Datenbanken und konstruiert zu unterschiedlichen Themenbereichen ›Mystery Dokus‹-ähnliche Videoarbeiten, in denen sie gekonnt Fakten mit Unwahrheiten, Spekulationen und Gerüchten zu einer fesselnden künstlerischen Zeitgeistanalyse verwebt (Jurybegründung).
Anja Manfredi
Anja Manfredis Werk zeichnet eine konsequente Erforschung der analogen Fotografie aus. In ihren analytischen Arbeiten reflektiert sie technisch-formale wie inhaltliche Aspekte aus Geschichte und Gegenwart dieses Mediums und findet darin neue Freiheiten für diese scheinbar anachronistische Ausdrucksform. Bemerkenswert ist ihre kontinuierliche Untersuchung der Geste im theoretischen, historischen und sozialen Kontext. In der eingereichten Werkgruppe Ohne Titel (rot) findet diese als konzeptionelle Auseinandersetzung mit reformpädagogischen Ansätzen von Maria Montessori eine überzeugende Fortführung (Jurybegründung).
Annelies Senfter
Annelies Senfter setzt sich in der prämierten Arbeit in eigener, neuer Weise mit der Geschichte des Nationalsozialismus und ihrer Präsenz in der Gegenwart auseinander. Dabei verwebt sie eine umfassende Recherche zu individuellen Schicksalen vertriebener und ermordeter jüdischer Familien in Österreich mit einer persönlichen Annäherung. In ihrem Dialog mit der unterdrückten Vergangenheit sind es die Bäume in den Gärten und Parks der enteigneten Häuser, die zu stummen, aber die Zeiten verbindenden Zeugen werden. In Senfters Herbarium sind sie mit jenen Häusern verknüpft, an denen wir heute täglich vorbeigehen, ohne etwas über die Geschichte ihrer einstigen Besitzer und deren Schicksale zu wissen (Jurybegründung).